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Pressemitteilung

10.09.2021

Corona hat Ansehen von Berufen verändert

„Koordinaten der Arbeit“: Kammer legt dritte repräsentative Befragung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vor

Beschäftigte im Gesundheitswesen sind unzufriedener mit ihrer gesellschaftlichen Anerkennung als vor Beginn der Pandemie – trotz der großen medialen Aufmerksamkeit und des Beifalls für die Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen. „Corona hat nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die Arbeit jedes und jeder Einzelnen zum Teil stark verändert. Dass sich insbesondere die Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitswesen noch weniger anerkannt fühlen als vor der Pandemie, ist ein trauriger Befund“, kommentiert Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, eines der Ergebnisse der repräsentativen Beschäftigtenbefragung „Koordinaten der Arbeit“. Das Institut infas hat die Studie im Auftrag der Arbeitnehmerkammer im Frühjahr durchgeführt. Etwa 3.000 Beschäftigte aus beiden Städten, allen Branchen, und auch Einpendler wurden dafür telefonisch interviewt.

Auch andere Berufsgruppen geben in der Befragung an, dass sich ihr Ansehen in der Gesellschaft durch die Corona-Krise verändert hat. Beschäftigte im Lebensmittel- und Gastgewerbe – zum Teil ebenfalls sogenannte systemrelevante Berufe – ziehen ein positiveres Fazit: Hier sind 64 Prozent der Befragten mit der Anerkennung zufrieden. Bei der vorherigen Befragung 2019 waren es nur 54 Prozent. Im Gesundheitswesen hat es sich dagegen umgekehrt: Waren 2019 noch 60 Prozent der Befragten zufrieden mit der gesellschaftlichen Anerkennung, waren es in diesem Jahr nur noch 54 Prozent. Das ist der niedrigste Wert von allen Berufsgruppen, die sich im Schnitt zu 71 Prozent angemessen anerkannt fühlen.

Auch die Zufriedenheit mit dem Gehalt liegt in den Gesundheitsberufen mit 59,9 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. „Die Belastung der Beschäftigten im Gesundheitswesen hat sich unter Corona noch einmal erhöht. Jetzt muss es darum gehen, die durch die Krise deutlich erkennbaren Fehlentwicklungen anzugehen: Beschäftigte in medizinischen und Gesundheitsberufen brauchen bessere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne“, betont Schierenbeck.

Ein Drittel der Beschäftigten in Kurzarbeit

Die Corona-Krise hat sich auf die Beschäftigten vieler Branchen ausgewirkt: So war fast jede oder jeder dritte Beschäftigte im Land Bremen 2020 in Kurzarbeit (29 Prozent). Bei den Leiharbeitskräften war sogar jeder Zweite betroffen. Als die Befragung im ersten Quartal 2021 durchgeführt wurde, arbeiteten noch immer 12 Prozent kurz, weitere 10 Prozent trieb die Sorge um, im weiteren Verlauf der Krise doch noch einmal in Kurzarbeit geschickt zu werden.

Mehr Jobwechsel, mehr Angst vor Einkommensverlust

Deutlich häufiger haben Beschäftigte in Bremen in den vergangenen zwölf Monaten den Arbeitsplatz gewechselt. 2019 hatte rund jeder Zehnte eine andere Arbeit aufgenommen, in der diesjährigen Befragung war es fast jeder Fünfte (18 Prozent), davon machte wiederum jeder Fünfte (22 Prozent) die Corona-Krise für den Jobwechsel verantwortlich. Dies war vor allem im Lebensmittel- und Gastgewerbe der Fall, aber auch in Bereichen wie Unternehmensführung und -organisation – dazu gehören beispielsweise Büroberufe.

Im Zuge der Krise befürchten insgesamt 17 Prozent der Beschäftigten im Bundesland Bremen Einkommensverluste. Besonders viele Sorgen machen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ohnehin niedrigen Nettoeinkommen. Beschäftigte des Gastgewerbes (42 Prozent) und Leiharbeitskräfte (39 Prozent) befürchten am häufigsten, Einkommen zu verlieren. Beide Branchen sind von der Corona-Krise besonders betroffen.

Gerechte Wege aus der Krise

Vor dem Hintergrund der Corona-Krise trifft bei den Befragten der Vorschlag auf sehr breite Zustimmung, die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes zu verlängern (94 Prozent). Mehr als zwei Drittel befürworten, Vermögen stärker heranzuziehen, um die finanziellen Folgen der Corona-Krise besser bewältigen zu können. Große Unterstützung findet auch die Forderung, wichtige gesellschaftliche Bereiche wie die Schulen oder das Gesundheitssystem besser staatlich zu unterstützen. Dieser Aussage stimmen zwei Drittel voll und ganz und 29 Prozent eher zu. „Das bekräftigt uns darin, dass nun im Aufschwung auch in eine funktionierende Infrastruktur und in ausreichende soziale Absicherung investiert werden muss“, so Ingo Schierenbeck. „Wir wollen gerecht aus der Krise kommen – das heißt auch, dass starke Schultern mehr tragen müssen als schwache.“ 

Digitalisierung verändert Arbeitsorganisation

Durch die vermehrte Arbeit im Home-Office – bei dieser Befragung haben doppelt so viele Beschäftigte von zu Hause aus gearbeitet wie 2019 – hat die Nutzung von PC, Laptop, Smartphone sowie E-Mail und anderer Internetkommunikation deutlich zugenommen. Einen erkennbaren Digitalisierungsschub etwa beim Einsatz digitaler Fertigungstechniken und Steuerungseinrichtungen oder beim Einsatz digitaler Diagnosegeräte hat es durch die Corona-Krise laut Befragung allerdings nicht gegeben. Zumindest werden diese digitalen Technologien in ähnlichem Umfang genutzt wie schon vor zwei Jahren.

Allerdings: Die Beschäftigten stellen einen veränderten Arbeitszuschnitt und eine veränderte Arbeitsorganisation fest. Dies trifft vor allem auf die  Branche Versicherungen und Finanzierungsdienste zu. Ein Teil der Befragten empfindet diese Veränderungen durchaus als starke Belastung. Viele geben an, dass sie ihre Fähigkeiten und Kompetenzen aufgrund der Digitalisierung regelmäßig  weiterentwickeln müssen, zudem würden die zu erledigenden Aufgaben ständig zunehmen. Umso ernüchternder ist der Befund, dass 40 Prozent derjenigen, die einen Weiterbildungsbedarf für sich erkennen, keine Unterstützung durch den Betrieb erhalten. 30 Prozent der Befragten haben in den zurückliegenden zwei Jahren an keiner Weiterbildung teilgenommen. Vor allem ältere Beschäftigte erfahren im Prozess der Digitalisierung deutlich seltener Unterstützung vom Arbeitgeber.

Rechtzeitig qualifizieren, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden

„Die Digitalisierung, aber auch die Bewältigung der sozialökologischen Wende werden weite Teile der bremischen Wirtschaft stark verändern. Und auch Corona ist auf dem Arbeitsmarkt noch lange nicht vorbei. Der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit beispielsweise ist besorgniserregend. Angesichts dieser Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt braucht das Land Bremen eine breite Qualifizierungsoffensive“, fordert Schierenbeck. „Dazu gehören  Bildungsangebote für Arbeitslose ebenso wie ein Recht auf Weiterbildung für Beschäftigte.“

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Zur Befragung

Die Befragung „Koordinaten der Arbeit im Land Bremen“ hat das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) im Auftrag der Arbeitnehmerkammer durchgeführt. Telefonisch befragt wurden 3.055 Beschäftigte in Bremen und Bremerhaven.

Die Ergebnisse sind repräsentativ. Die Ziehung der Stichprobe erfolgte aus der Beschäftigtendatei der Bundesagentur für Arbeit. Alle Befragungen wurden anonymisiert von infas ausgewertet.

  1.  Ergebnisse unter: www.arbeitnehmerkammer.de/beschaeftigtenbefragung

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