Fragen: Janet Binder
Das BAM hat mit Marion Salot, Referentin für Wirtschaftspolitik bei der Arbeitnehmerkammer Bremen, gesprochen.
Grundsätzlich ist es natürlich gut, dass Schritte unternommen werden, um die Innenstadt aufzuwerten. Vor allem der Einzelhandel – der für die City eine herausragende Rolle spielt – steht unter besonderem Druck: nicht nur wegen der zunehmenden Bedeutung des Online-Handels. Sondern auch weil wir in Bremen viel Verkaufsfläche in Randlagen haben, etwa in der Waterfront oder im Weserpark. Deshalb müssen wir uns fragen: Wie können wir die City attraktiver gestalten?
Das ist richtig. Man muss dabei aber aufpassen, dass kein Wettrüsten zwischen der Innenstadt und den Einkaufszentren außerhalb entsteht. In der City sind derzeit zwar nur 15 Prozent der Verkaufsfläche angesiedelt – das ist deutlich weniger als in vergleichbaren Städten. Insgesamt haben wir in Bremen aber mehr Einzelhandelsfläche pro Einwohner als etwa in Hannover oder Dortmund. Eine Ausweitung des Einzelhandelsangebots muss deshalb mit Fingerspitzengefühl erfolgen. Es geht hier nicht nur um Fläche, sondern vor allem um Qualität. Was in der Innenstadt fehlt, sind hochwertige Segmente. Wir brauchen eine weitere H&M-Filiale. Bei der Planung sollte auch berücksichtigt werden, dass Bereiche für Kultur, Wohnen und Büros nicht zu kurz kommen. Wenn in der City gearbeitet und gewohnt wird, wird dort auch eingekauft und ausgegangen.
Im Einzelhandel besteht durch ein erweitertes Angebot die Gefahr des steigenden Konkurrenzdrucks der Anbieter. Hierdurch erhöht sich auch das Risiko, dass Händler aus der Tarifbindung aussteigen oder die prekäre Beschäftigung ausweiten. Mit einer überlegten Ansiedlungspolitik hätte der Senat aber ein gutes Instrument, dass die Arbeitsbedingungen im Einzelhandel nicht unter Druck geraten. Neue Jobs entstehen aber auch, wenn in der City Angebote für wissensintensive Dienstleistungen wie Ingenieur- und Architekturbüros oder für die Kreativwirtschaft geschaffen werden. Hier wächst die Beschäftigung in allen Großstädten. Auch die Idee, dass die Uni oder die Hochschule mit einem Standort in die Innenstadt zieht, ist interessant.
Bisher leider nicht – aber wir arbeiten daran. Der Umbau der Innenstadt betrifft eine Vielzahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern – und zwar nicht nur aus dem Einzelhandel. Heute arbeiten elf Prozent aller Beschäftigten in der Altstadt, das ist eine hohe Dichte. Dennoch finden die laufenden Planungen losgelöst von Arbeitnehmervertretungen statt. Dies ist aus unserer Sicht problematisch, denn jetzt werden die Pflöcke für die Zukunft eingeschlagen. Deshalb ist es wichtig, Beschäftigte zu beteiligen.