Oft wissen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht genau, was sie tun sollen, wenn es Probleme mit dem Arbeitgeber gibt. Beschäftigte im Land Bremen können sich dazu in der Arbeitnehmerkammer beraten lassen. Und nutzten das 2016 in fast 100.000 Fällen.
Ein Facharbeiter aus der Logistik zum Beispiel hatte trotz mehrmaligem Nachfragen seit drei Monaten sein Gehalt nicht bekommen. Er konnte die Raten für sein Auto nicht länger bezahlen und auch die Miete musste überwiesen werden. Mit Hilfe einer unserer Rechtsberater hat er seinem Arbeitgeber schriftlich mitgeteilt, dass er nicht mehr zur Arbeit erscheinen wird, wenn er sein ausstehendes Gehalt nicht innerhalb einer gesetzten Frist erhält. Jetzt kommt sein Geld wieder pünktlich.
Immer mehr Betriebe im Land Bremen sind nicht an einen Tarifvertrag gebunden, dort gilt dann oft nur der gesetzliche Mindeststandard. Das heißt, es gibt in der Regel kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld, Überstundenzuschläge werden nicht bezahlt und Urlaubstage über vier Wochen hinaus sind selten. Fehlen aber für alle Beschäftigten geltende Regelungen, gibt es häufiger Streit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Vor allem in den Dienstleistungsbranchen gibt es im Gegensatz zur Industrie oft keine Tarifverträge. Das trifft vor allem Frauen, die überwiegend dort arbeiten und zwar immer mehr in Teilzeit. Gut also, dass Beschäftigte bei der Arbeitnehmerkammer eine Anlaufstelle für ihre Probleme am Arbeitsplatz haben.
Die Zahl der Beratungen zur Beendigung von Arbeitsverträgen sank 2016 – dank der guten Wirtschaftslage gab es weniger Fragen zu Kündigungen, Aufhebungsverträgen und Arbeitszeugnissen.
Erneut haben sich in 2016 mehr Beschäftigte zu Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld beraten lassen. Hier waren es insbesondere das neue Elterngeld Plus und der Partnerschaftsbonus. Die neuen Regelungen sind kompliziert, sodass sich viele werdende Eltern an die Arbeitnehmerkammer gewandt haben.
Gegen zehn Euro Gebühr können Mitglieder ihre Steuererklärung bei der Arbeitnehmerkammer erstellen lassen – 2016 waren es knapp 29.000. In den Beratungen zum Steuerrecht ging es oft um Kindergeld, Kinderbetreuungskosten und Kinderfreibeträge, aber auch um Reisekosten und die Anrechenbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen.
In der öffentlichen Rechtsberatung, die die Arbeitnehmerkammer im Auftrag des Landes für Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen anbietet, stand 2016 das Thema Mietrecht wieder ganz oben – oft geht es um die Betriebskostenabrechnungen oder um vom Mieter angemahnte Mängel. Ein Dauerbrenner waren Streitigkeiten zu Telefon- und Mobilfunkverträgen und zu Urheberrechtsverletzungen im Internet.